Intergenerationelles Lernen in der Klangwelt 60+.

Eine Studie über Instrumentalunterricht von jungen Lehrenden mit Senior_innen

Keywords: Intergenerationeller Instrumentalunterricht, Intergenerationelles Lernen in der Musik, Klangwelt 60+

Das Konzept des lebenslangen Lernens hat sich bereits in vielen Bereichen der (Musik-)Pädagogik durchgesetzt und findet nach und nach auch Eingang in den Bereich der Instrumental- und Gesangspädagogik. Zunehmend wird die Frage gestellt, wie speziell Menschen im Dritten und Vierten Lebensalter in Bezug auf ihr instrumentales und vokales Lernen und Leben bestmöglich unterstützt werden können und welche Beweggründe und Ziele instrumentaler Bildung und Aktivität im Alter zugrunde liegen.

Der Aspekt der Intergenerationalität spielt bisher allerdings noch eine untergeordnete Rolle. Zwar verweisen Musikgeragog_innen wie Theo Hartogh und Hans Hermann Wickel auf die intergenerationelle Orientierung[1], allerdings ist diese noch nicht klar definiert und es wird vor allem auf die Vorteile von musikalischer Aktivität im Zusammenhang mit Senior_innen und Kindern Bezug genommen. In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit der Frage, wie sich intergenerationelle Lernprozesse im Instrumental- und Gesangsunterricht von jungen (‚early career‘) Lehrkräften und Menschen im Dritten Lebensalter gestalten und welchen Beitrag die Intergenerationalität des Lehr/Lernprozesses zum (musikalischen) Leben der Betroffenen leistet. Erstmals wird also auch das Alter des_der Lehrer_in zum zentralen Thema.

 

Mein Forschungszugriff erfolgt qualitativ und ist ethnografisch inspiriert. Das Forschungsfeld bildet dabei die Klangwelt 60+, eine „Musikproduktionsstätte für Menschen über 60“ in Graz, in der vorrangig Instrumentallehrende unter 30 tätig sind und ich selbst sowohl als Zitherlehrerin als auch an der (Weiter-)Entwicklung des Projektes beteiligt bin. In einem Zeitraum von über einem Jahr sammle ich Daten durch partizipative Observationen, Interviews mit Lehrer_innen und Schüler_innen und habe auch Zugriff auf etliche Dokumente/Artefakte aus dem täglichen Geschehen der Klangwelt 60+. Die Auswahl und Analyse des genauen Datenmaterials erfolgt nach und nach im Laufe der Studie, die Codierung angelehnt an Methoden der Grounded Theory zyklisch.

Die Ergebnisse der Studie sollen einen Beitrag zum aktuellen Diskurs sowohl der Musikgeragogik als auch des intergenerationellen Lernens liefern. Sie sollen darüber hinaus die Potenziale und Herausforderungen des speziellen Kontextes aufzeigen und erste, didaktische Implikationen für junge Instrumentallehrende in der Arbeit mit Menschen im Dritten Lebensalter liefern.


[1] Hartogh, T. & Wickel, H. H. (2008). Musizieren im Alter: Arbeitsfelder und Methoden. Mainz: Schott Music GmbH. & Co. KG

Intergenerational teaching and learning in instrumental lessons of young adults with elderly people

Due to demographic changes in society, the idea of ‚lifespan learning‘ is garnering increased interest in the field of music and instrumental pedagogy. Although some research has been carried out in the field of adult and senior music learning, the age of the teachers has not yet been considered.

            In my PhD thesis, I will discuss the topic of instrumental lessons with early career teachers and senior pupils. The aim of the study is to investigate how instrumental tuition in a one-to-one private music school context for elderly people called ‘Klangwelt 60+’ are designed, how the relationship is constituted, and how intergenerational learning processes might take place.

In this study I employ a qualitative, ethnographically-inspired research approach. As a co-leader of the ‘Klangwelt 60+’-team, I am involved in long-term processes aiming to learn about the subjective perspectives of participant’s lives. I will collect data from three early career teachers and their pupils. Data will include selected videotaped instrumental lessons and participant interviews. The interviews will be conducted in two stages: a narrative manner at the beginning of the study and in a more focused way inspired by first results.

            The findings of my research could have an impact on the actual professional discourse about the role of instrumental teachers in a demographically changing society. Furthermore, there could be didactical implications for building a strong relationship between a young teacher and a senior pupil. Finally, this could benefit to create a setting where intergenerational learning processes can happen.